Die Lutherin

Großer Applaus für eine großartige Leistung

250 Besucher feiern die „Lutherin” in der Lokwelt

Ein Zeitungsartikel von Ernst Peter

Freilassing. Die evangelisch-freikirchliche Gemeinde Freilassing, die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Freilassing und die Agape-Gemeinde Salzburg hatten anlässlich des 500. Reformationsjubiläums gemeinsam zu einem Theaterabend in die Lokwelt eingeladen. 250 Besucher waren gekommen, um die packende und bewegende Geschichte der „Lutherin zu Wittenberg” mitzuerleben. Pastorin Lily Lutz freute sich in der Begrüßung sichtlich über die zahlreichen Besucher in der bis auf den letzten Platz besetzten Lokwelt. Gemeinsam war es den Veranstaltern gelungen, mit Mirjana Angelina eine hochkarätige Schauspielerin nach Freilassing zu holen, die das Theaterstück nicht nur selbst geschrieben hat, sondern damit deutschlandweit bereits mehr als 300 Mal auf der Bühne stand.

In dem aufwendig inszenierten „Ein-Mann-Theaterstück” gelang es Mirjana Angelina von Beginn an meisterhaft, Dialoge mit imaginären Personen in Szene zu setzen und den Besuchern damit das Gefühl zu vermitteln, ihre virtuellen Gesprächspartner wie der Apotheker Lukas Cranach, ihre Kinder Paul, Hänschen oder Maruschel, Tante „Muhme” Lehne und natürlich ihr geliebter Martinus würden tatsächlich auf der Bühne stehen. In 16 Akten nahm sie die Zuschauer mit zu den wichtigsten Stationen im Leben von Katharina von Bora, die als Luthers Frau in die Geschichte einging, und führte sie auf eindrucksvolle Weise zurück ins 16. Jahrhundert nach Wittenberg, Torgau und Eisleben. Vor dem historischen Hintergrund der Reformation, der Bauernkriege, des Reichstags in Augsburg und der Pest, gestaltet die Lutherin mit ungeheurer Tatkraft den Alltag der von Verleumdung, Krankheit und Geldsorgen geplagten Familie. In beispielhafter Selbständigkeit meistert sie die Herausforderungen, die ihr an der Seite dieses „Naturereignisses von einem Mann” begegnen – ihrem Martinus, „der frisst wie ein Böhme und säuft wie ein Deutscher”.

Die Zuschauer quittierten solch deftige Sprüche, die vielfach historischen Dokumenten und Briefen entstammten, mit Heiterkeit, doch spürten sie auch hautnah, wie schwer das Leben damals im pestverseuchten Wittenberg und im täglichen Kampf gegen Flöhe und Wanzen war. Zwei ihrer sechs Kinder sterben, Luther kehrt von einer Reise nach Eisleben im Sarg zurück, und sie selbst soll danach entmündigt und ihrer Kinder und ihres Erbes beraubt werden. All das – die Freuden des Lebens, die Mühen des Alltags und die durch Krankheit und Tod gezeichneten Schicksale – spielt Mirjana Angelina mit einer unglaublichen Intensität und Authentizität, mit der sie die Zuschauer fesselt und die dabei miterleben, wie durch alle Schwierigkeiten, Höhen und Tiefen hindurch die Worte des berühmten Lutherliedes „Ein’ feste Burg ist unser Gott” für Katharina zu einer ganz persönlichen Erfahrung werden. Am Ende entladen sich die Spannung und die spürbare Betroffenheit des sichtlich begeisterten Publikums in lang anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen.

Nach dem Theaterstück stellte sich Mirjana Angelina noch geduldig den zahlreichen Fragen des interessierten Publikums. Die Figur der Katharina von Bora fasziniere sie trotz der inzwischen hunderte Auftritte noch immer: „Sie war so ungeheuer mutig und selbständig mit allem, was sie geleistet hat: sechs Kinder geboren, eine Pilgerstätte mit täglich 40 Tischgästen geführt, die Landwirtschaft verwaltet – und dazu noch diese Naturgewalt von einem Mann”, sagt die Schauspielerin, die zugleich auch als Autorin und Regisseurin arbeitet und Schauspielunterricht für ambitionierte Laien anbietet. Seit mehr als 40 Jahren stehe sie nun auf der Bühne, trotzdem habe sie vor jedem Auftritt immer wieder Lampenfieber und tue sich eigentlich schwer, so lange Texte auswendig zu lernen.

Auf die Frage, was sie als Lutherin den Menschen heute in ebenfalls bewegten Zeiten mitgeben wolle, antwortete Angelina spontan: „Die Bergpredigt, weil uns Jesus darin aufzeigt, wie ein gemeinsames Leben von uns Menschen gelingen kann.” Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, sich bei Getränken und Snacks über den erlebnisreichen Theaterabend auszutauschen.